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KONTACHT | Quartiermagazin Kreis – Der schönste Tag – perfekt inszeniert

Der schönste Tag – perfekt inszeniert

Ein paar Schritte vom Bahnhof Stadelhofen entfernt werden Hochzeitsträume wahrgemacht. Hier, im nüchternen Bürogebäude an der Mühlebachstrasse 8, liegt der Hauptsitz der Hochzeitsplanungs-Agentur Perfect Day GmbH. Wir haben mit Evelyne Schärer, der Firmeninhaberin und Gründerin des Verbands Unabhängiger Schweizerischer Hochzeitsplaner (VUSH) gesprochen.
Frau Schärer, Ihre beruflichen Wurzeln liegen im Kommunikations- und Marketingbereich. Sie waren viele Jahre in der Fashion-Welt tätig und haben Erfahrungen in Eventmanagement. Was hat sie bewogen, sich auf Hochzeiten zu spezialisieren?
Inspiriert wurde ich durch den amerikanischen Film «The Wedding Planner» mit Jennifer Lopez. Ja, das war eigentlich die Initialzündung. Ich fand, dass dieser Beruf alles, was ich kann und gut mache, unter einen Hut bringt. Und dann habe ich 2002, während eines Ferienaufenthalts in Mexiko, zufälligerweise eine amerikanische Hochzeitsplanerin getroffen. Cool, wie sie herumwirbelte, alles perfekt managte und den Ablauf total im Griff hatte. Du arbeitest selbstständig und es ist ein Job, der sich supergut mit Familie vereinbaren lässt, dachte ich mir und entschloss mich kurzerhand, Hochzeitsplanerin zu werden. Noch in Mexiko habe ich die Domaine «yourperfectday. ch» gekauft.

War das nicht etwas riskant? Hatten Sie keine Bedenken, dass in der Schweiz kein Bedarf für professionelle Hochzeitsplanung vorhanden sein könnte?
Natürlich wusste ich nicht, ob das klappen würde. 2004 gab es höchstens vier oder fünf Hochzeitsplanerinnen in der Schweiz. Diese befassten sich allerdings auch mit der Planung von anderen Festen und Events. Ich wollte mich ausschliesslich auf Hochzeiten spezialisieren. Und es hat funktioniert.

Wir haben den Eindruck, dass die Generation unserer Töchter wieder vermehrt auf eine traditionelle Hochzeit Wert legt. Liegen «grosse» Hochzeitsfeste im Trend?
Ich kann das natürlich nicht abschliessend beurteilen – bei über 42’000 Hochzeiten jährlich in der Schweiz. Klar beeinflussen Hollywoodfilme und TVÜbertragungen von Promi-Hochzeiten auch das «Heiratsverhalten» der Schweizerinnen. Im Grunde schlummert in jeder Frau eine Romantikerin und der heimliche Wunsch, einmal im Leben Märchenprinzessin sein.
Meine Agentur jedenfalls wird mit «grossen» Hochzeiten betraut, immer häufiger auch mit so genannten «Destination Weddings». Man lädt die Gäste an irgendeinen schönen Ort ein und feiert das ganze Wochenende. Am Freitag findet das allgemeine Get-together statt, wo man sich kennenlernt. Am Samstag, nach der Trauungszeremonie, bleibt genug Zeit fürs Relaxen, bis am Abend das grosse Fest über die Bühne geht. Nach dem Sonntagsbrunch geht die Party dann zu Ende.

Was ist derzeit besonders gefragt?
Neuerdings möchten viele Bräute – wie im Film – ein paar Bridesmaids um sich scharen. Ganz ehrlich, sieht es nicht megaschön aus, wenn ein halbes Dutzend gleich gekleideter Brautjungfern die Braut begleiten? Im Trend liegen auch Trauungszeremonien im Freien. Das sind meistens keine kirchlichen Zeremonien, sondern freie Trauungsrituale. Und natürlich muss immer ein Plan B – die Schlechtwettervariante – vorhanden sein.

Was sind es denn für Paare, die sich eine solche – aufwändige – Hochzeit durch Sie organisieren lassen?
Es sind anspruchsvolle Kunden, die bereit sind, für ihren grossen Tag ziemlich tief in die Tasche zu greifen. Es sind Paare – die meisten knapp über Dreissig – die aus ihrer eigenen beruflichen Erfahrung das Verständnis dafür aufbringen, dass die Delegation an den Spezialisten viel Zeit und nicht zuletzt auch Kosten spart. Für die Planung einer grösseren Hochzeit muss man 250 Arbeitsstunden einrechnen. Diese Zeit können beruflich stark Beanspruchte schlichtweg nicht aufbringen.

Und waren auch Promi-Paare dabei?
Ja, ich habe die Hochzeiten von ein paar Fussballstars organisiert: Ricardo Cabanas, Marco Streller, Alex Frei … und ich bin fast überzeugt, wenn die Degen-Brüder einmal heiraten, werden sie mich engagieren. Auch Jan Ullrichs Hochzeit habe ich ausgerichtet. Gerade VIPs dürfen kein Risiko eingehen, dass beim Fest etwas schief läuft.

Es braucht also ein grosses Budget, um sich seine Hochzeit professionell gestalten zu lassen.
Nicht unbedingt. Für Paare, die weniger ausgeben wollen oder können, habe ich die Zweig-Agentur «your happy day» gegründet. Im Gegensatz zu «your perfect day», wo wir 10 bis 15 Prozent des Gesamtbudgets für unsere Planung und Organisation verrechnen, gibt’s bei «your happy day» Fixpreise. Das Angebot richtet sich an eher jüngere Leute und ist natürlich nicht ganz so exklusiv und massgeschneidert wie bei «your perfect day».

Wie viele Hochzeiten haben Sie seit Gründung Ihrer Firma im Jahr 2004 organisiert?
Es sind jährlich etwa dreissig Hochzeiten, also insgesamt rund 250. Und nur ganz selten am gleichen Ort.

Gibt es denn in der Schweiz über 200 verschiedene geeignete Locations?
Oh ja, es gibt viele wunderschöne Hotelanlagen und Miet-Villen. Auch Schlösser sind beliebt, wobei es meiner Meinung nach in der Schweiz keine richtig schönen, märchenhaften Schlösser gibt. Im Übrigen haben wir auch ein paar Weddings Spots im Ausland.
Aber es kommt gelegentlich vor, dass wir am gleichen Ort feiern. Dann ist aber das ganze Setting völlig anders, weil das Fest durch einen ganz anderen Stil, ein anderes Motto oder ein anderes Farbkonzept geprägt ist. Eine «1001-Nacht-Hochzeit » etwa, ist komplett anders gestaltet als ein Fest im «Lounge Style».

Erzählen Sie von spektakulären Hochzeiten
Die extravaganteste Hochzeit fand in Montenegro statt, in der Sommerresidenz der ehemaligen jugoslawischen Königin. Ich hatte ein grosses Budget zur Verfügung und die Braut war noch perfektionistischer als ich… Das war eine echte Herausforderung. Nach dem dreitägigen Fest war ich nudelfertig.
Einmal inszenierte ich auf einem grossen Anwesen am Zürichberg eine «at-homewedding ». Das Ganze spielte sich in der Villa, im «Sommerhäuschen» und im Garten ab, mit Bioteich, Schwimmteich, Pool… Um Platz für das Hochzeitsfest zu schaffen, mussten vorgängig ein paar Bäume gerodet werden…
Schön sind auch transnationale Hochzeiten, also wenn die Brautleute aus verschiedenen Kulturkreisen stammen, zum Beispiel aus der Schweiz und aus Japan. Es gibt ganz bezaubernde Hochzeitsbräuche in anderen Kulturen. Diese versuchen wir zu integrieren. Es gab auch einmal die Anfrage eines Inders, der für seine Tochter eine Riesenhochzeit in der Schweiz ausrichten wollte. 400 Gäste aus Indien sollten eingeflogen werden. Er wollte drei Feste an jeweils verschiedenen Örtlichkeiten feiern, wobei die Locations in walking distance voneinander hätten liegen müssen. Das ist in der Schweiz schlichtweg nicht möglich. Also musste ich ablehnen.

Haben Sie auch schon andere Aufträge abgelehnt?
Ja, wenn ich beim ersten Kontaktgespräch mit den Brautleuten merke, dass wir einander nicht sympathisch sind, kann ich keine Hochzeit planen. Schwierig wird es auch, wenn ich keinen Draht zum Paar finde, wenn es sich nicht öffnet. Das Planen einer Hochzeit bedingt grosse Nähe, es ist eine extrem emotionale Angelegenheit. Ich führe das erste Gespräch deshalb immer im Zuhause des Brautpaars. Da erfahre ich schon viel über ihren Stil, wie sie eingerichtet sind, ob zum Beispiel die Schuhe ausgezogen werden müssen (ich habe immer ein paar Hausschuhe dabei), ob ein Getränk angeboten wird, ob es Untersetzerli unter den Gläsern hat…

Gibt es gelegentlich auch mal eine Panne?
Selten. Alles, was planbar ist, wird geplant – akribisch. Trotzdem: Wunderkerzen, zum Beispiel, verursachen immer wieder kleinere Katastrophen. Und die so genannten Himmelslaternen – die finde ich zwar extrem schön – werden zum Teil in schlechter Qualität angeboten und sind dadurch unkalkulierbar. Da kann einem plötzlich Feuer entgegenregnen. Einmal, im Yachtclub Lachen, haben wir fast eine Yacht abgefackelt.
Wenn Freunde des Brautpaars eine Produktion darbieten möchten, will ich genau wissen, was es ist, zu welchem Zeitpunkt es gebracht werden soll, wie lange es dauert und wer für das nötige Equipment sorgt. Das Timing ist extrem wichtig. Ich habe eine Horrorvorstellung, dass der Küchenchef mitten in einer Ansprache mit dem Tranchiermesser vor mir auftaucht, weil sein Filet Mignon jetzt, und zwar sofort, serviert werden muss.
Die meisten Paare möchten keine Klassenlagerspiili und kein selbst verfasstes Gedichtli von Tante Hedy. Ich sorge – mit der nötigen Diplomatie – dafür, dass das nicht vorkommt. Das ist die perfekte Tarnung für das Brautpaar: Ich bin dann die «Böse» und nicht sie. Ein paar Mal hat man mich mit einer Sponti-Einlage «reingelegt» – es war weder lustig noch unterhaltsam!

Haben Sie auch schon die Hochzeit von Paaren aus dem Kreis 8 organisiert oder von Paaren, die in Riesbach feiern wollten?
Ja, da waren auch Paare aus dem Kreis 8 darunter. Allerdings wollten diese auswärts feiern.
Aber ich habe auch schon Brautleute betreut, die ihre Hochzeit hier im Quartier begehen wollten. Es gibt ja da zum Beispiel das beliebte Lakeside. Dieses Jahr begleiten wir auch eine Hochzeit in der Fischstube. In der Blauen Ente habe ich auch schon ein paar Mal angefragt und sehr herzig stelle ich mir eine Trauungszeremonie im China-Garten vor.

Sie haben vor vier Jahren den Verband Unabhängiger Schweizer Hochzeitsplaner gegründet und einen Lehrgang für künftige Hochzeitsplaner ins Leben gerufen. Wozu das?
Mitglieder unseres Verbands VUSH sind zu strengen Statuten verpflichtet und garantieren einen hohen Qualitätsstandard. «Hochzeitsplaner» ist ja keine geschützte Berufsbezeichnung und es gibt viele schwarze Schafe… Unsere Mitglieder sind untereinander vernetzt, tauschen sich aus und bilden sich regelmässig auf dem Gebiet der Hochzeitsplanung weiter. Wir haben einen Diplomlehrgang Hochzeitsplaner lanciert und mit SAWI, einer der führenden Anbieter für Marketing- und Kommunikationsausbildungen, den perfekten Partner gefunden. Das Zertifikat Hochzeitsplaner VUSH/SAWI steht für Fachkompetenz und Seriosität – ein Gütesiegel.

Unterrichten Sie selber dort?
Ja, ich unterrichte dort ein paar Module. Aber natürlich haben wir Experten aus den verschiedenen Bereichen beigezogen, beispielsweise Pfarrer, Standesbeamte, Floristen, Dekorationsgestalter, Fachleute aus der Entertainment-Branche etc.

Konkurrenzieren sich die verschiedenen Hochzeitsplaner nicht?
Nein, der Kuchen ist gross genug. Und jede Hochzeitsplanerin hat ihren individuellen Stil, ihre persönliche Handschrift und damit eine eigene Zielgruppe.

Wie würden Sie denn ihre eigene Hochzeit gestalten?
Meine eigene Hochzeit – und ich werde ganz sicher nochmals heiraten – wird völlig anders sein als die 250, die ich bisher organisiert habe.

Sandra Stutz
Kontacht, Quartiermagazin Kreis 8
Eine Publikation des Quartiervereins Riesbach

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