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Schweiz am Sonntag – Lieb und teuer, der Solitär boomt

Lieb und teuer: Der Solitär boomt
Paare verloben sich wieder – zur grossen Freude der Juweliere

Der Verlobungsring ist in der Schweiz beliebt wie nie. Damit sich die Frau wie eine Prinzessin fühlen kann, greift Herr Schweizer tief in die
Tasche.

Hollywoodreif soll es bitteschön sein. Er vor ihr kniend, in der Hand ein
Schmuckkästchen und darin der Ring, der in der Sonne glitzert und ihr durch seine Schönheit den Atem stocken lässt. Ein gehauchtes «Ja», dann fällt sie ihm um den Hals. Wenn es um die Frage der Fragen geht, wird auch die moderne Frau gerne zur Prinzessin.

DER VERLOBUNGSRING erfreut sich in der Schweiz grosser Beliebtheit. Das zeigt eine Umfrage bei diversen Schweizer Juwelieren und Schmuckmanufakturen. «Seit rund vier Jahren gehört für viele
Paare ein Diamant-Verlobungsring auf dem Weg in die Ehe wieder dazu», sagt Fabian Meister, Geschäftsführer der Schmuckmanufaktur Meister. Oscar Steffen, Direktor Schmuck von Bucherer, fügt an: «Verloben ist wieder in. Gekrönt wird der romantische Brauch, der schon in Vergessenheit geraten war, mit der Übergabe eines Ringes.» Das Unternehmen freuts. «Wir verzeichnen in dieser Kategorie eine positive Umsatzentwicklung.»
Geheiratet wurde schon immer, doch dass bereits der Antrag dafür aufwendig inszeniert wird, ist neu. Übergeschwappt ist der Trend vom Angelsächsischen. Auch nach Deutschland. So berichtete die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» jüngst, dass der Verlobungsring «so beliebt wie noch nie» sei. Und Filmstars überbieten sich auf Sozialen Medien damit, wer den grössten und teuersten Verlobungsring bekommen hat, und wecken dadurch Wünsche und Ansprüche.
«Bei Beratungsgesprächen zeigt sich oft, dass die Kunden gut vorinformiert
sind und bereits wissen, was sie suchen», sagt Jürg Domenig, Leiter Einkauf Schmuck von Kurz Schmuck und Uhren. Besonders gefragt: der klassische Solitärring mit einem Diamanten in Brillantschliff. «Ganz junge Kunden wählen den Ring oftmals in Silber und mit Zirkonia anstatt eines Diamanten», sagt Andreas Frischknecht von Christ Uhren und Schmuck.

GERADE WEIL DER VERLOBUNGSRING den Frauen so gut gefällt, wünschen sich viele, ihn nach der Hochzeit weiterzutragen. Deshalb gehen bei Juwelieren Antragsringe, die in Kombination mit dem Ehering getragen werden können, besonders häufig über den Ladentisch. Steht heute vor allem die Romantik im Vordergrund, bedeutete der Verlobungsring in der Vergangenheit Absicherung und finanzielle Sicherheit. Mit dem Ring am Finger war die Frau für alle ersichtlich offiziell weg vom Markt. Der Verlobungsring wurde vom zukünftigen Ehemann der Braut in spe zur Bestärkung ihres gegenseitigen Versprechens der Treue geschenkt. Der Ring musste aber auch einen gewissen Wert haben – für den unschönen Fall, dass dem baldigen Bräutigam etwas zustiess. Mit dem Ring besass die Frau etwas Wertvolles, das sich im Notfall zu Geld machen liess und ihr das Überleben sicherte.

WIE TEUER ein Verlobungsring heute einen Mann zu stehen kommt, hängt vor allem von der Grösse, der Qualität und dem Schliff des Diamanten ab. «Wir verkaufen Ringe ab rund 1200 Franken. Die Grenze nach oben ist aber offen », sagt Meister. Ein Halbkaräter kostet bei der Schmuckmanufaktur Meister rund 6000 Franken.

6000 Franken

So viel kostet durchschnittlich einVerlobungsring mit einem halbkarätigen Diamanten.

In den USA gibt der Mann zwei bis drei Monatslöhne für den Verlobungsring aus. «Auch in der Schweiz wünscht sich jede Frau, einen Ring in dieser finanziellen Kategorie zu bekommen. Bei uns fallen die Ringe aber meist kleiner aus», sagt die Präsidentin des Verbands Unabhängiger Schweizerischer Hochzeitsplaner,
Evelyne Schärer. Als Grundregel gelte in der Schweiz: Der Ring muss adäquat sein zum Einkommen. «Noch schöner wäre ein Ring, der adäquat
zur Liebe ist. Aber das kann sich nicht jeder leisten.» Schärer sagt den
Männern deshalb: «Mindestens 1 Karat sollte der Ring sein. Schliesslich anerkennt und widerspiegelt er den Wert der Frau.» Die Erwartungshaltung der Frauen habe sich in den letzten Jahren definitiv erhöht. «Unsere Gesellschaft kann die Männer in diesem Punkt ganz schön unter Druck setzen», sagt sie. So weit wie in Amerika, wo die Männer für den «engagement ring» einen Kredit aufnehmen, sind wir laut Schärer aber
noch nicht.
Mit dem Verlobungsringkauf ist aber erst der halbe Weg in die Ehe  geschafft. Jetzt heisst es: Antrag stellen. Damit dies klappt, hat die findige Hochzeitsplanerin Schärer eine «Anleitungs»-Website lanciert. Hier gibt es Tipps und Tricks ab 140 Franken pro Stunde. Ein ausgearbeiteter Konzeptvorschlag kostet 300 Franken. «Ja, Herr Schweizer greift für die Frage der Fragen tief in die Tasche. Das soll er auch. Schliesslich ist es ein Bekenntnis, bei dem man für immer Ja zueinander sagt», sagt Schärer.

Interview von : Anna Kappeler und Fabienne Riklin

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