Neue Oberaargauer Zeitung – Interview mit einer Hochzeitsplanerin
Interview mit einer Hochzeitsplanerin
Evelyne Schärer ist seit über 12 Jahren erfolgreich als Hochzeitsplanerin tätig. Im Interview spricht sie unter anderem über die steigenden Wünsche der Brautpaare und weshalb der Juni ein schlechter Monat zum Heiraten ist.
Evelyne Schärer, wann haben Sie gemerkt, dass Sie ein Organisationstalent für Hochzeiten haben? Und wie schwierig war es zu Beginn, dies zum Beruf zu machen?
Gemerkt habe ich das wohl erst, nachdem ich schon Aufträge für Hochzeitsplanungen gekommen habe. Bei meiner eigenen Hochzeit habe ich so viele Fehler gemacht, aber ja, woher hätte ich es denn wissen sollen, es war ja meine erste. Dass ich alle Voraussetzungen für eine gute Wedding Plannerin erfülle, habe ich gehofft, als ich die Firma vor über 12 Jahren gegründet habe. Menschen mögen und verstehen wollen gehört so sehr dazu wie Stil, Anstand und Höflichkeit. Alles andere kann man lernen.
Gibt es wie in der Modewelt bei Hochzeiten gewissen Trends, die kommen und gehen? Oder sind die Wünsche Ihrer Kunden stets dieselben?
Je mehr soziale Medien über Hochzeiten berichten, je mehr Hochzeitsportale Fotos zeigen, desto mehr Wünsche werden generiert. Leider gibt es immer öfter Style Shootings. Also nachgestellte Hochzeitsszenen von gebuchten Models, die an Traumorten mit üppiger Deko und viel Firlefanz fotografiert werden. Traurig sind dann die Augen des Paares, wenn man das im echten Leben meist nicht wiederholen kann. Sei es, weil man die Erfahrung als professionelles Fotomodell nicht hat, oder man sich eine Blumendeko für 10‘000 Franken einfach nicht leisten kann.
Was das Wetter anbelangt, mussten die letzten Wochen für Sie ja der pure Horror gewesen sein. Haben Sie jeweils ein Schlechtwetter-Szenario eingeplant?
Vor zwei Wochen war ich bei einem entzückenden Paar, welches ich seit über einem Jahr begleite. Ich musste wirklich lachen, als sich der Bräutigam mit Handschlag bei mir bedankte, sie hätten doch im Juni heiraten wollen und das hätte ich ihnen ja gleich ausgeredet. Der Monat Juni ist in der Schweiz der regenreichste, man muss also erst recht einen Plan B einplanen. Dass es dieses Jahr auch im Mai so viel regnet, das war eine Ausnahme. Wer in der Schweiz heiratet, muss immer mit Regen rechnen und wir haben immer eine Regenvariante bereit, mit der Hoffnung, diesen Plan nicht ausarbeiten zu müssen.
Vor einigen Jahren haben Sie einen Diplomlehrgang für Hochzeitsplaner ins Leben gerufen. Haben Sie keine Angst, dass Ihnen die junge Konkurrenz nun die Hochzeitspaare wegschnappt?
Bis 2015 war ich Präsidentin im Verband und habe 2008 diesen mitgegründet. Nein, für mich war damals der Grundgedanke der, dass auf dem Markt so auch nur Hochzeitsplaner mit fundierter Ausbildung arbeiten. Leider ist es so, dass es bis heute fast niemanden gibt, der den Beruf als Hochzeitsplaner auch wirklich professionell ausübt. Im Sport kennt man Profis und Amateure. In der Branche in der Schweiz ist kaum jemand so gut, dass er von dieser Leidenschaft leben kann. Das gilt auch für Fotografen oder Filmer. Floristen oder Visagisten könnten nicht nur von Hochzeiten ihr Brot verdienen. Meinen Lebensunterhalt bestreite ich seit der Gründung mit meiner Agentur.
Welches ist der grösste Schreckmoment, den Sie an einer Hochzeit bisher erlebt haben?
Bei einer Hochzeit in Verona ist fast jemand gestorben. Wir hatten der Location, ein 5-Sterne-Hotel, in mehreren E-Mails erklärt, dass wirklich nichts mit Pilzen serviert werden darf. Das Paar hatte auch bewusst schon bei der Pre-Wedding Party am Pool auf alle Speisen damit verzichtet. Leider wurde uns dann aber doch eine Sauce serviert, welche Pilze enthielt. Diese waren nicht sichtbar, jedoch enthalten. Zum Glück hatte der Gast seinen EpiPen (eine Adrenalin-Fertigspritze) dabei und es wurde ein Arzt gerufen. Es ist heutzutage eine echte Herausforderung für die Küche, wenn sie Veganer, Vegetarier, Pescetarier, Gäste mit Laktoseintoleranz und andere, die glutenfrei essen möchten, bedienen müssen – und das zur selben Zeit. Nicht einfach sind auch die Spontan-Anders-Esser, ein Gast, dem das Menu nicht schmeckt und dann kurzum umbestellt.
Was möchten Sie unserer Leserschaft gerne noch mitteilen?
Den Brautpaaren kann ich nur ans Herz legen, sich professionell beraten zu lassen. An keinem Tag geben sie so viel Geld aus für etwas, was sie noch nie vorher gemacht haben. Bei allen anderen Dingen recherchiert man und vergleicht und holt sich Rat beim Spezialisten. Es ist keine Schwäche, sich helfen zu lassen, zumal es mir nie im Traum einfallen würde, dem Traumpaar etwas wegnehmen zu wollen. Ich biete Ihnen meine Erfahrung an und helfe Ihnen, IHRE Hochzeit zu planen. Und den Gästen möchte ich wohl gerne mitteilen, dass sie zu einer Hochzeit eingeladen sind und das Brautpaar sich nicht um jeden Gast einzeln kümmern kann. Wer keinen Hochzeitsplaner hat, hat Trauzeugen oder einen Tätschmeister. Wenden sie sich doch einfach an diese mit Ihren Fragen und Sorgen. Tragen Sie dazu bei, dass es eine Traumhochzeit wird.
David Annaheim